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Yellowstone und Grand Teton National Park

  • von Johannes Fürst
  • 15 Nov., 2019

Eisige Nächte, Wasserdampf und Wildlife

Nach dem Besuch zweier Cattle Ranches in Montana kündigte sich ein Schneesturm für die nächsten Tage an und unser Gastgeber meinte wir sollten am nächsten Morgen aufbrechen um nicht bei zu schlechten Straßenverhältnissen fahren zu müssen oder wie er sagte bis Juni bleiben zu müssen. Wir luden unsere sieben Sachen ein und am frühen Morgen brachen wir auf. Der Sturm war schon in vollem Gange, die Straßen schneebedeckt und eisig kalt wehte der Wind über die Weiden. Wir füllten die Tanks mit Diesel und verließen Stanford, Montana. Mit mäßiger Geschwindigkeit und Sichtweite teilweise unter 50m schoben wir uns durch den Sturm. Das Navigationssystem machte es um einiges einfacher Kreuzungen frühzeitig zu erkennen. Trotzdem hatten wir uns kurzzeitig verfahren und etwas die Orientierung verloren. Nach etwa zwei Stunden waren wir dem Schneegestöber entkommen und hatten wieder freie Straßen.

Wir waren nun in Wyoming. Da im Oktober, witterungsbedingt nicht mehr alle Eingänge zum Yellowstone National Park geöffnet sind fuhren wir durch den Nordeingang, der ganzjährig geöffnet hat und praktischerweise auch noch der am nahe gelegendsten ware. Am Kartenhäuschen kauften wir uns den „America the beautiful“ – Pass, der als Eintrittskarte für alle Nationalparks in den USA dient. Für 80 US$ lohnt sich dieser auch für kürzere Urlaube und amortisiert sich bei dem Besuch von ca. drei National Parks.

Unweit des Eingangs kam die erste Sehenswürdigkeit: „The Boiling River“ was soviel heißt wie „kochender Fluss“. Dort gibt es heiße Quellen die in den Gardiner River fließen und einige Badestellen ebenfalls. Kara musste leider für diese Exkursion im Auto verweilen. Angesichts der Temperaturen wollten wir ohnehin nicht allzu lange bleiben und im Auto wird es definitiv nicht zu heiß, trotz Sonne. Bei etwa -2 Grad wanderten wir einen Kilometer in Richtung der Quellen und amüsierten uns über eine amerikanische Familie beim Angeln, die sich verbotener Weise abseits der gekennzeichneten Wege befand. Kurz darauf erreichten wir einige weitere Urlauber von denen sich einer mutig genug zeigte in dem angenehm warmen Wasser zu baden. Die Anderen ließen uns schnell wissen das es Ihnen zu kalt sei. Ich überlegte ein wenig und fotografierte die natürlichen Quellen und Eiskristalle an den Sträuchern, die sich durch den Wasserdampf an jedem noch so kleinen Zweig zentimeterweise anheften. Schließlich entschloss ich mich und zog mich im Eiltempo um. Ich wusste, wenn, dann schnell... Aus der warmen Kleidung zu schlüpfen und dann nur noch mit einer Badehose in der Kälte zu stehen macht nicht lange Spaß. So schritt ich die Stufen hinab und watete durch das knöcheltiefe Wasser zu einem Zufluss der Quellen. Man konnte sich die Temperatur des Wassers von geschätzt 0 bis 40 Grad frei wählen, indem man sich einfach ein paar Zentimeter versetzte. Im richtig temperierten Pool angekommen, bis auf den Kopf unter Wasser, war es ein herrliches Gefühl und erinnerte mich an das beheizte Außenbecken eines Schwimmbades im Winter. Ich überredete Tina mir zu folgen. Der Ausstieg war etwas unangenehmer als der Einstieg aber es war auszuhalten.

Frisch und Sauber ging es wieder zurück zum Auto und es musste ein Schlafplatz für die Nacht gefunden werden, in der es bis zu -20 Grad werden sollten. Einer der wenigen geöffneten Campingplätze im National Park wurde gewählt um von dort aus am nächsten Tag die Geysire und Quellen zu besichtigen. Es waren nur wenige andere Stellplätze belegt und der Hauptstrom von Touristen hat sich bis zur nächsten Sommersaison verzogen. Diesmal hatte es trotz großer Auswahl etwas länger gedauert um den richtigen Platz zu finden. Die Dachzeltstandheizung wurde befeuert, machte aber sogleich Probleme und schaltete aus unerklärlichen Gründen wieder ab. Ich durchforstete das ganze Fahrzeug nach der Bedienungsanleitung, konnte Sie aber nicht finden. Bei bereits einsetzender Dämmerung und eisigen Temperaturen kein rechtes Vergnügen. Ohne die Heizung wird es, um ehrlich zu sein, bei -20 Grad schon etwas gefährlich für uns. Wir haben „nur“ eine Winterdecke, keine Schlafsäcke. Als Notlösung bei Problemen in der Nacht wäre das beheizte Toilettenhäuschen eine Option und würde uns Schutz bieten. Die Lage war dennoch angespannt, da die Standheizung zwar immer wieder starten wollte, aber nach einigen Minuten wieder abschaltete. Während ich mich um die Fehlersuche bemühte, hatte Tina alles für das Abendessen vorbereitet. So wurde auf dem Feuer Sauerkraut und wirklich sehr schmackhafte Bratwürste aus dem „Amish-Supermarkt“ erwärmt. Schlussendlich lief die Standheizung während wir uns das Essen schmecken ließen ununterbrochen und warme Luft strömte in das Dachzelt. Angesichts der gesunkenen Temperaturen wurde der Aufenthalt im freien kurz gehalten. Wir kletterten die Leiter hinauf und befreiten uns von einigen Lagen Kleidung. Es dauerte etwas um wieder auf eine angenehme Körpertemperatur zu kommen. Danach schliefen wir ein. In dieser Nacht waren es -22 Grad.

Am Morgen sah es nicht viel besser aus. Es war ein kalter, aber klarer Tag an dem wir nach einem heißen Kaffee sofort aufbrachen um zum Touristen Office, das einige 100 Meter oberhalb des Campingplatzes lag, zu fahren. Ich ging in das Büro um Kartenmaterial und Informationen über die Attraktionen zu erhalten, kaufte stattdessen aber noch einige Dinge im anliegenden Souvenirladen. Tina wartete mit Kara im Auto etwas länger als geplant, da ich fasziniert von der Ausstellung im Informationszentrum nicht so schnell weg kam. Es sind Allerlei lebensgroße heimische Tierarten zu sehen, Geschichte und Entstehung der Landschaft, Flora und Fauna. Da der Kiosk nur in den Sommermonaten geöffneten hat, lud ich uns beide in das ansässige Hotel zum Frühstück ein. Für mich gab es typisch englisches Buffet mit Bratwürsten, Rührei, Speck und Brötchen.

Unweit des Hotels befinden sich die ersten Quellen und wir machten uns auf die angelegten Wege rundherum um die Mammoth Hot Springs zu begehen. Das Schauspiel von Geysiren im Winter, die das heiße Wasser aus der Erdoberfläche drücken, dass dann teilweise sofort zu Eis wird ist schon gigantisch. Die verschiedenen Farben um die Quellen lassen einen erstaunen. Bäume, die von Wasserdampf eingenebelt und mit einer feinen weißen Schicht überzogen sind - ein Spektakel! Viele der Wasserlöcher waren durch den dichten Nebel kaum zu erkennen und oft sind wir auch völlig blind durch den Dampf gestapft. Plötzlich, auf einer Grasebene, weideten eine kleine Herde Bisons (lat. Boss Bison Bison) in der Distanz. Mächtige Tiere in Ihrer natürlichen Umgebung, ein schöner Anblick!

So bahnten wir uns den Weg immer weiter Richtung Hauptattraktion: dem „Old Faithful“, einer der bekanntesten Geysire der Welt, im Yellowstone National Park. Eine düsenartige Wasserfontäne mit bis zu 30 - 55 Metern! Am Geysir angekommen stellten wir uns an die im Halbkreis angeordneten Bänke und warteten mit dem Finger am Auslöser der Kamera auf das Ereignis. Mehrere Menschen fragten uns nach der Wartezeit bis zum nächsten Ausbruch die wir leider durch Unwissenheit nicht wirklich beantworten konnten. Immer nach 40 Minuten solle sich der Ausbruch wiederholen, so unsere Information. Nach etwa einer halben Stunde klärte uns ein Mann auf, das es eine weitere Stunde dauern würde bis der Geysir sich wieder zeigt, so stand es im Informationszentrum geschrieben. Also brachen wir unsere „Zelte“ ab und begaben uns auch in das warme Gebäude. Die Stunde war wie im Flug vergangen und eine bis dahin nicht sichtbare Menschenmenge strömte nach der Lautsprecheransage nach draußen und machte sich bereit: „Das Zeitfenster für den nächsten Ausbruch beginnt in fünf Minuten“. Erst kam ein wenig Wasserdampf und dann die immer größer werdenden Fontänen, die an der kalten Luft sofort zu Eis und Schnee gefroren. Ich kann nicht mehr genau sagen wie lange das Spektakel ging, aber meine Hände spürte ich danach nicht mehr. Wir stärkten uns und brachen Richtung Grand Teton National Park auf. Eine von uns angesteuerte Tankstelle hatte schon geschlossen und die Gebäude waren mit Brettern vor dem kommenden Winter gesichert worden. Zu unserem Glück funktionierten aber die Zapfsäulen noch, wie in Nordamerika üblich, kann man an der Zapfsäule am Automaten bezahlen.

Gand Teton, ein schöner Berg! Ohne die Hinweisschilder an den Rastplätzen wäre es gar nicht so einfach denselbigen in der Gebirgskette ausfindig zu machen. Mehr, als vorbeigefahren sind wir aber nicht. Auf dem Weg, lief noch ein Fuchs über die Straße und verschwand in der schneebedeckten Steppe.

Es ging weiter Richtung Süden und wir erreichten am Abend des selben Tages Jackson Hole, Wyoming, dass uns mit einer vorweihnachtlichen Beleuchtung empfing. Die Hauptstraße war gesäumt von Holzhäusern und Blockhütten mit bunter aber keineswegs kitschiger Beleuchtung. Im Gegenteil, sehr ansprechend. Leider wollte keiner von uns nochmal aussteigen und durch die Stadt bummeln. Stattdessen suchten wir uns einen geeigneten Nachtplatz. Schnell wurde einer gefunden, der sich aber als weniger optimal herausstellte. Nur 10 Meilen von der Stadt entfernt lag dieser auf einem Pass (2570m), 669m höher als die Stadt und damit wieder mit ordentlich Schnee. Von der Passstraße abgebogen, fanden wir uns wieder in 20cm tiefem Schnee auf einem eher holprigen Waldweg. Fasst wären wir noch Stecken geblieben, bis wir dann einen geeigneten Platz gefunden hatten mit abermals Temperaturen unter -20 Grad.

In diesem Sinne: Gute Nacht.

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Verabschiedung, wieder einmal, von lieb gewonnenen Menschen die wir vor zwei Tagen noch gar nicht kannten... Das ist eines der Dinge, die es beim Reisen auszuhalten gilt. Neue Freundschaften schließen, sich zusammen gesellen und wieder getrennte Wege gehen. Meist mit der Gewissheit sich für Jahre oder gar ein Leben lang nicht mehr wieder zu sehen... Ich zumindest scheine mich daran nicht zu gewöhnen und versuche diese Momente zu meiden.

Wir fahren also drei Stunden Richtung Norden. Das war so gar nicht unser Plan. Aber dort lebt nun mal Sohn und Schwiegertochter des gerade verabschiedeten Paares auf einer größeren Cattle Ranch. Und die wollen wir natürlich auch noch sehen vor allem sah sich Tina schon gedanklich auf einem Pferd in die Steppe reiten. Schnell noch einmal umdrehen und die Büffelherde fotografiert. Dann endlich erreichen wir die Kreuzung, die uns empfohlen wurde um einen Stopp einzulegen. Denn in der Nähe soll es einen Amish – Supermarkt geben. Dort füllten wir unsere Essensvorräte auf und gönnten uns ein Sourdough – Sandwich. Beide hatten wir eigentlich etwas anderes erwartet, stattdessen bissen unsere Kauleisten in eher weiches, goldgelb gefärbtes Kastenweißbrot... „Sauerteig“ war das definitiv nicht. Neben Käse- und Wurstprodukten gab es auch exotisches, wie dehydrierte Gemüsechips aus Okraschoten. Da musste natürlich eine Packung den Besitzer wechseln und ich gebe zu: sehr lecker! Tina kann das nicht bestätigen, aber die hatte ich ja auch für mich gekauft.

Am frühen Nachmittag erreichten wir die Ranch und wurden per SMS über die Sichtung unseres Autos informiert. Der Hausherr meinte wir sollen uns wie zu Hause fühlen, er wäre gleich zurück vom Feld. Wenig später fuhr dieser mit Pickup und passend großem Viehanhänger ein. Begrüßte uns recht herzlich und entlud zwei Kühe und ein Pferd aus dem Hänger. Ohne Zeit zu verschwenden ging es für Tina gleich auf das eben entladene Pferd, ein zweites wurde gesattelt und ich war froh für dieses Mal ein Side – by – Side (auch ATV, ähnlich einem Quad, meißt aber mit Fahrerkabine und mehreren Sitzplätzen) nutzen zu dürfen. Wir drei drehten eine Runde über die nahe gelegenen Weiden und begutachteten die grasende Rinderherde.

Wir wurden zu Kaffee und kleinen Snacks ins Haus gebeten und auch sofort mit Bier bedient. Kurz darauf kam auch die Frau des Hauses zurück vom Zahnarzttermin und schloss sich der Trinkrunde mit einem Glas Vodka - Tonic an. Etwas erstaunt öffnete ich meine zweite Dose Bier. Ein Auto war zu hören, die Tür öffnete sich und herein kam der erste Cowboy. Ein Mann im Rentenalter, Schnauzer und Hut gesellte sich nun auch zu unserer Runde. Er ließ sich auf einem der alten Holzstühle, die um den Küchentisch standen, nieder. Ohne zu zögern griff er zur Whisky – Flasche und schenkte sich gekonnt ein paar gute Tropfen ein. Um den Vorgang nicht allzu oft wiederholen zu müssen wurde das Glas fasst halbvoll gefüllt. Scherze und Floskeln über gestern und heute wechselten durch den Raum und einige lustige Geschichten wurden uns erzählt. Ich öffnete mein drittes Bier. Tina stieg nun auch auf Whisky um. Da öffnete sich erneut die Tür und ein weiterer Cowboy schritt herein. Er begrüßte alle und lieferte sich sogleich ein kleines verbales Hin und Her mit dem alten Herrn. Man kennt sich scheinbar, und das auch nicht erst seit Gestern. Der zweite Cowboy: Groß und schlank, jedoch mit einem kleinen „Wohlstandsranzen“, setzte er sich gekonnt auf einen der Barhocker. Lässig baumelte ein Bein, während das andere abgestützt wurde. Mit Drei-Tage-Bart, großflächiger Pilotenbrille nach Vorlage aus den 1960´er Jahren und einem weißen Hut zog er beim Reden einen seiner Mundwinkel sehr weit nach hinten und kaute auf einem Zahnstocher herum. Eine Erscheinung.

Es wurde ebenfalls ein Whiskyglas befüllt und dem Neuankömmling gereicht. Die Beilagen für das Abendessen wurden während dessen bereitet und waren bald fertig zum verspeisen. Der Hausherr verließ ab und zu das Geschehen um sich mit dem vorgeheizten Grill auf der Veranda zu beschäftigen. Es wurde lange diskutiert, wer von den Gästen (von uns abgesehen) zum Abendessen bleiben würde und wer nicht... Es wurde weiter gescherzt und gelacht bis kurz vor dem Servieren der Speisen der ältere der beiden Cowboys sich von seinem Stuhl erhob und das Geschehen verließ. Ich darf vorwegnehmen: Er schaute auch am nächsten Tag wieder in der Küche vorbei. Es wurden mittlerweile die Steaks aufgeteilt und gegessen. Die Köchin selbst hat auf das Abendmahl verzichtet und so scherzte man am Tisch über die Zutaten die sie dem Essen beigemischt haben könnte. Während dessen ließ man es nicht zu, dass eine Kehle auf dem trockenen sitzt und man wurde stets mit gekühltem Bier und Eiswürfel für die Whiskytrinker versorgt. Auch wenn ich gerade eine neue Dose geöffnet hatte und gerade mal ein paar Schluck genommen habe, stand schon die nächste bereit. Zusätzlich wurde auch noch getestet ob die Nachschubdose noch kalt genug sei und gegebenenfalls mit einer Frischen ausgetauscht. So wurde weiter gescherzt und gelacht. Es ging wieder ein Mal um Gott und die Welt, wie man so schön sagt. Die Flaschen leerten sich, es wurden neue auf den Tisch gestellt. Keiner musste verdursten. Die Gemüter wurden mit sinkendem Flascheninhalt zunehmend fröhlicher.

Tina hatte sich zeitweise zu den drei Hunden auf den Boden in Küche und angrenzendem Wohnzimmer gesellt. Die Hunde hatten sich sichtlich über Gesellschaft gefreut. Als Sie sich wieder auf Augenhöhe mit der Runde begab, traute ich meinen Augen nicht als ich das künstliche Fell, gespickt von Krümeln und sonstigem Dreck von Oben bis unten an Ihr sah. Scheinbar hatte die schwarzen Fasern ihrer Kleidung und der Bodenbelag geradezu auf eine Verbindung miteinander gewartet. Es gab keine Möglichkeit, diesen Zustand wieder rückgängig zu machen, ohnehin hatte es außer mir weder jemand entdeckt noch hatte es jemanden gestört. Die Wahrnehmung wurde zunehmend verklärter als sich die Schnapsflaschen weiter leerten. Eiswürfel wurden mittlerweile aus den Reserven in der Gefriertruhe entnommen, da die Eiswürfelmaschine den enormen Bedarf nicht mehr decken konnte.

Fuck, Fuck, Fuck... Ein Wort, das man sicherlich in der Öffentlichkeit nicht zu oft hört. Hier in der Küche dafür umso öfter. Es hätte auch Pulp Fiction in Dauerschleife sein können, das hätte die Fuck – Frequenz bestenfalls noch gesenkt. Ich wurde nämlich von Tina des öfteren ermahnt, wenn ich das Wort denn verwendete. So meinte Sie, die Amerikaner fänden es nicht sehr angebracht. Wir wurden eines besseren belehrt und es wurde nach Lust und Laune mit allen möglichn Ausdrücken um sich geworfen. Ab 23.00 Uhr wurden Wetten entgegengenommen, wie präzise der Wetterbericht denn sei. Es wurde ab Mitternacht Schnee und ein Temperatursturz vorausgesagt. Von +12 Grad sollte es in die Minusgrade gehen. Wir wurden nicht entäuscht. Es gab keine Gewinner und keine Verlierer bei dieser Wette, lediglich die eingetretene Prophezeiung mit einem weiteren Glas Whisky begossen.

Zunehmend setzten Sprachfehler ein, gerade bei den weiblichen Teilnehmerinnen. Ich versuchte meine Dose Bier möglichst lange warm zu halten, bis ich eine neue aufmachen musste. Der Gastgeber war mittlerweile verschwunden und tauchte nicht mehr auf. Ich entschloss mich, nach dem halben Bier zu verabschieden, es war bereits 00:30 Uhr und die Gespräche wurden zeitweise sehr unverständlich, da entweder die Muskulatur nicht mehr in der Lage war die Befehle vom Gehirn in verständliche Laute zu verwandeln, oder aber das Gehirn selbst schon Fehler beim Ansteuern der jeweiligen Nerven machte. Sowohl als auch musste ich leider feststellen, das die Runde von einer lustigen und spitzfindigen Unterhaltung zu einem unverständlichem Gebrabbel auf Kindergartenniveau, sowohl inhaltlich als auch akustisch, geworden ist. Noch einmal holte der letzte Cowboy zu einer Geschichte aus... Es wurden einige Umwege genommen bis die Erzählung dann endlich zum anfangs erwähnten Ende kommen würde. Pointen sehen anders aus! Danach nutzte ich die kurze Gedenkpause der Anwesenden und verabschiedete mich ins Bett. Es war 1.30 Uhr. Gute Nacht.


von Johannes Fürst 25. Oktober 2019
Wieder in der falschen Spur... Die unzähligen Schilder, Werbetafeln und Wahlplakate lenken doch manchmal zu sehr vom Straßenverkehr ab. Ich konnte nicht mehr wechseln und musste abbiegen. Nach diesem kleinen Umweg waren wir aber dann direkt in der Schlange vor den Grenzposten. Ein Auto nach dem Anderen wurde abgefertigt.

Meine Befürchtung, dass es bei uns etwas länger dauern würde, wurde natürlich erfüllt.

Wie schon an den Grenzübertritten nach und von Alaska wurden unser Auto und wir von ca. 20 Kameras und Sensoren während dem Durchfahren gefilmt und gefilzt. Der Grenzbeamte war aber sehr nett und beantwortete all unsere Fragen. Um das I94 Dokument in den Reisepass zu bekommen, muss man sich im Bürogebäude melden und auch einen kleinen Betrag bezahlen. Nach einer kurzen Wartezeit hatte sich ein Beamter aus der amüsierten Diskussionsrunde mit seinen Kollegen gelöst und bat uns an den Schalter. Unsere Fingerabdrücke wurden genommen und wir durften beide einmal in die Kamera lächeln. Auf die Frage wie viel Geld wir hätten, antwortete ich mit der Antwort: 700$ Cash. Die Gesichtszüge des Beamten veränderten sich von freundlich zu entsetzt. Tina klärte mich auf, dass sich die Frage nicht nur auf unser Bargeld beziehe, sondern vielmehr auch auf unser Bankguthaben. Als wir die durchaus akzeptable Summe auf unserem kanadischen Konto erwähnten, brachte erst der Hinweis auf noch mehr Geldreserven in Deutschland Erleichterung beim Beamten.In der Zwischenzeit durchleuchtete ein zweiter Grenzkontrolleur unseren Fahrzeuginnenraum. Tomaten und Zitronen wurden aussortiert. Das Feuerholz durften wir Dank der Verpackung behalten und die Kühlbox wurde mit dem sichtbaren Biervorrat auch durchgewunken. Das I94 Visum wurde in die Pässe geheftet und wir konnten in die USA einreisen.Durch die nächtliche Stadt Sumas ging es mit ein paar Umwegen dann doch noch zu unserer Unterkunft. Einmal mehr haben wir unser Auto mit Mausefalle und Duftstoffen versehen um eine erholsame Nacht in einem normalen Bett zu verbringen.

Für den Samstag haben wir uns vorgenommen amerikanische Handyverträge abzuschließen und sind deshalb nach Belingham gefahren. Bei den drei größten Anbieter AT&T, Verizon und T-mobile wollten wir vorstellig werden. Verizon hatte leider keine Prepaid Angebote die auch Mexiko und Kanada einschließen, somit wurden wir von einem Sonderangebot von T-mobile überzeugt und haben nun jeweils einen Prepaid Vertrag der in ganz Nordamerika nutzbar ist. Leider hatte für unser Tablet die SIM – Karten von T-mobile nicht funktioniert, so haben wir kurzum einen Datentarif von AT&T genommen und sind somit hoffentlich gut gewappnet für die Weiterreise und stets mit der Außenwelt verbunden. An die amerikanischen Umgangsformen muss man sich auch erst einmal gewöhnen. Zum einen wird dein Vorname ständig wiederholt und gefühlt besteht jeder Satz aus 50% eigenem Vornamen, zum anderen ist alles was man sagt, wunderbar aufregend und „soooooo exciting“. Wenn ich unsere Situation erklärt hatte und erwähnte aus Deutschland zu kommen, beteuerte jeder Berater wie gerne er doch nach Deutschland reisen möchte, es aber leider noch nicht geklappt hat. Auch eine ausführliche Begrüßung und die Frage nach der Befindlichkeit wird allem voran gestellt. Manchmal nervt´s! 

Auf der Rückfahrt zu unserer Unterkunft ging es mir zunehmend schlechter und wir beschlossen unsere Weiterreise auf den Montag zu vertagen um einen entspannten Sonntag zu verbringen und meinem Magen etwas Entspannung zu gönnen. Joel, dem Sohn unseres Arbeitgebers in British Columbia, konnten wir die Einladung zum sonntäglichen Footballvergnügen vor dem Fernseher mit Nachos und Bier nicht ausschlagen. So wurde der Nachmittag ziemlich lange, bis wir wieder zurück in unserem Appartment waren. Das Footballspiel wurde nur noch am Rande beobachtet und vielmehr in Gespräche über Religion, Politik, Waffen und natürlich Trump vertieft. An dieser Stelle muss ich zugeben, umso mehr man Gespräche mit Amerikanern führt, umso mehr versteht man, warum dieses Land solch einen Präsidenten gewählt hat. Es gibt allerlei Gründe dafür, die durchaus verständlich sind.

Wir legten uns am frühen Abend ins Bett und nutzten Ihn, wie soll es anders sein, für den aktuellen Tatort.

Nach einer erholsamen Nacht, packten wir die letzten Sachen in unser Auto, zurrten die Fahrräder wieder auf das Dachzelt und machten uns auf den Weg zum Büro von Joel, welches nur ein paar Hundert Meter entfernt lag, um herauszufinden das er in der Hauptniederlassung der Firma war. Diese ist etwa 20 Meilen weiter. Beim Wenden ist mir aufgefallen, das es auf dem Firmengelände eine LKW-Waage gibt und wir konnten unser Auto in vollem Rüstzeug wiegen. Bis dahin, ahnten wir nur, wie schwer wir vollbeladen und betankt sind. Jetzt hatte das ganze Hand und Fuß: ohne meine Wenigkeit und befülltem Wassertank sind es 8080 Pfund – etwa 3665kg, ganz schön schwer...

Den Hausschlüssel hatten wir abgegeben, noch ein paar Ratschläge für unsere weitere Reise eingeholt und uns spontan entschieden nicht mehr nach Westen an die Küste zu fahren. Das Wetter hatte uns seit dem Grenzübertritt mit drei Tagen Regen begossen und die Aussichten für Seattle und die Westküste des Bundesstaates waren keineswegs berauschend.

So verließen wir die Stadt Linden wieder Richtung Sumas und bahnten unseren Weg durch hunderte von Beerenplantagen in Richtung Osten. Washington ist die Nummer eins unter den Produzenten für Himbeeren, Hopfen und Süßkirschen in den USA. Wir sind an Blaubeer-, Himbeer-, Erdbeer- und Apfelplantagen vorbei gefahren. Das Wetter ließ uns aber keinen Blick auf Mt. Baker zu, nach Mt. Rainier der am stärksten mit Gletschern bedeckte Vulkan in dem Kaskadengebirge. Durch einen märchenhaften Wald mit moosbehangenen Bäumen und verschiedensten Farnen schlängelte sich die Straße immer weiter hinein in das Gebirge. Vorbei am Diablo Dam, einem Staudamm mit angeschlossenem Kraftwerk, erreichten wir den Rainy Pass auf 1479m. Den Namen gab er bei unserer Überquerung alle Ehre: Es regnete, bzw. schneite ab 1200m ununterbrochen. Dies ist wohl den Namensgebern auch im Gedächtnis geblieben... Den Pass, zum Glück auch den Regen hinter uns verließen wir allmählich das Gebirge und fuhren in ein breiteres Tal ein bis wir die kleine Stadt Winthrop erreichten. Wir wurden von einer authentischen Westernstadt mit überdachten Holzstegen entlang der bunt bemalten Fassaden von Geschäften, Restaurants, Imbissbuden und Souvenierläden überrascht. Das einzige, was dem Gefühl in ein anderes Jahrhundert abzutauchen trübte, waren die geparkten Autos und Pick up´s vor den Geschäften. Es passte einfach nicht – diese „Moderne“. Mittlerweile war es schon am frühen Nachmittag und unsere Mägen knurrten. So suchten wir das Restaurant mit dem ulkigsten Namen der Stadt und wurden fündig: Three Fingered Jack´s Saloon. Auf einer schwarz-weiß-karierten Tischdecke, Senf, Ketchup sowie Tabasco griffbereit, ließen wir uns die Burger schmecken.

Auf den Hügeln und Plateaus des auslaufenden Gebirges vermehrten sich die angelegten Felder, die Ausmaße erreichten, die wir aus Deutschland nicht gewohnt sind. So wurde es zunehmend schwieriger einen geeigneten Platz für das Nachtlager zu finden. Die App iOverlander zeigte für das Gebiet auch nicht viele Optionen. Tina fand aber einen geeigneten Parkplatz an einem See den wir über eine Schotterpiste erst bei Nacht erreichten. Die Landschaft konnten wir in der Dunkelheit nur erahnen und waren umso mehr auf den nächsten Morgen gespannt.

Dieser sollte uns nicht enttäuschen. Das Seeufer von Banks Lake war nur einige Schritte vom Auto entfernt und über der Landschaft bot sich ein wunderbarer Sonnenaufgang. Wir erklommen einen der Berge am Ufer des Stausees, steil hinauf über Geröll und genossen die Aussicht. Weiter ging unsere Fahrt über immer größer erscheinende Felder und nach Stunden durch die Großstadt Spokane. Kurz danach erreichten wir die Grenze zu Idaho. Da ich von Freunden erfuhr, dass das Land Cruiser Heritage Museum in Salt Lake City vom 27. Oktober für einige Wochen schließt, versuchten wir möglichst schnell nach Red Lodge, Montana, zu kommen um Bekannte auf deren Farm zu besuchen. Die Nachtplatzsuche gestaltete sich an diesem Nachmittag und Abend abermals schwierig und wir zahlten schlussendlich für einen Campingplatz in Missoula, Montana. Einige Tage später sollten wir feststellen, dass wir genau auf diesem Campingplatz etwas wichtiges vergessen hatten... Um genauer zu sagen ICH hatte einen wichtigen Gebrauchsgegenstand am Waschbecken liegen gelassen. Es war weder die Seife noch die Zahnbürste, sehr viel wichtiger!

Am späten Mittwoch Nachmittag erreichten wir Red Lodge an den nördlichen Grenzen des Yellowstone Nationalparks. Wir trafen unsere Herbergsleute an einer Tankstelle und folgten Ihnen auf den Bauernhof.

Mit einem, ich würde sagen klassischem Abendessen, wurden wir verwöhnt. Es gab 2cm dicke Rindersteaks, die dem Hausherren immer noch zu dünn waren, Kartoffeln, Kürbisgemüse und Spargel - Einfach aber sehr schmackhaft. Wir ließen den Abend bei mexikanischem Bier und angeregter Unterhaltung ausklingen, so konnten wir abermals einen tieferen Einblick über das Leben speziell in Red Lodge, Montana erfahren. Die Stadt hatte in der Vergangenheit eine Vielzahl von Kohlemienen die seit den 1890´er Jahren betrieben wurden. Traurige Berühmtheit erlangte die kleine Stadt als 1943 eine Explosion 74 Männern das Leben kostete.

Am nächsten Morgen bekamen wir eine kleine Tour über die Weiden und einen Eindruck wie leicht es doch ist, mit gut trainierten Border Collies Kühe zu treiben. Dieses Zusammenspiel von Mensch und Hund ist eine wunderbare Sache zu beobachten und hatte ich so noch nie selbst gesehen. Bevor wir gemeinsam in die Stadt fahren wollten, gab Tina noch eine Tour um und durch unseren Fahrzeugausbau, um mich ganz beiläufig zu fragen, wo denn eigentlich die Espressokanne abgeblieben sei.... Tja, was soll ich sagen? Das war wohl der Gebrauchsgegenstand, der auf dem Campingplatz liegen geblieben ist. Zum Mittagessen fanden wir uns in einem der zahlreichen Restaurants in der Einkaufsmeile von Red Lodge wieder und besichtigten einen Süßwarenladen der Extraklasse. Die Wände waren bestückt mit allerlei alter Metallschilder, antiker Tankstellenpumpen und Relikte aus vergangener Zeit. Zwischen all dem Krempel wurden hunderte verschiedene Süßigkeiten, Bonbon´s und Schokoladen angeboten. Eine wahres Erlebnis, auch ohne einen Kauf getätigt zu haben. Ein kleines Happyend darf ich zum Schluss noch verraten: In der örtlichen Kaffeerösterei konnten wir eine neue Espressokanne erstehen - somit war die Welt wieder in Ordnung.......


von Johannes Fürst 21. Oktober 2019
Es ist September 2019. Die Temperaturen gehen mittlerweile in die Minusgrade. Auf den Hügeln, die in der Ferne um die Farm liegen, hat es den ersten Schnee. Wir versuchen jeden Tag nach der Arbeit unsere Vorbereitungen voranzutreiben. Unser Toyota möchte noch einige Dinge getauscht bekommen und ein Service steht auch noch an, bevor es wieder auf die Straßen Nordamerikas gehen kann. Natürlich zieht sich alles etwas länger als erwartet. Auch unser letzter Arbeitstag wird immer wieder von unserem Arbeitgeber verschoben. Er möchte unbedingt noch einige Projekte erledigt haben, bevor es für uns weiter gehen kann. Leider geht die Arbeit eigentlich nie aus, es ist eher so, das vor allem die unzähligen Maschinen immer wieder neue Krankheiten entwickeln und es somit gerade für mich in der Werkstatt nie Leerlauf gibt.Die Wochen vergehen und nun ist es bereits Mitte Oktober.
Wir brechen endlich auf – ein bewölkter Samstag. Unser erster Abschnitt geht wieder zurück durch die Rocky Mountains, die man nicht oft genug durchqueren kann, eine wunderbare Berglandschaft. Wir planen Thanksgiving mit Freunden in Red Deer / Alberta zu verbringen. Danach geht es weiter zu unserem zweiten Pflichtstopp auf der Reise Richtung USA: Calgary. Dort machen wir halt um eine neue KFZ-Versicherung abzuschließen. Leider ist es uns nicht möglich unsere alte Versicherung zu verlängern, bzw. haben sich im Laufe der Zeit die Bedingungen geändert und Thum Insurance Ltd bietet keinen Versicherungsschutz mehr für Kanada an. Lediglich für die USA. Unser Plan ist aber unser Auto wieder von Halifax zu verschiffen, somit ist ein Versicherungsschutz für beide Länder unerlässlich.
Trotz kaltem und regnerischem Wetter hatten wir einen sehr schmackhaften und sechs-kilo schweren „Erntedanktruthahn“ zum Thanksgiving 2019 in Red Deer mit allerlei Beilagen. Am Montag war Feiertag, so sind wir erst am Dienstag aufgebrochen und haben in Calgary eine neue Autoversicherung abgeschlossen.
Am selben Tag noch, sind wir Richtung Süden auf eine der vielen „Forest Service Roads“ abgebogen und entlang der Berge weiter Richtung Süden gefahren. Umso höher wir kamen, umso mehr lag schon das weiße Winterkleid über der beeindruckenden Berglandschaft. Unser Navigationssystem hat uns von Anfang an des öfteren über „Umfahrungen“ der eigentlichen Gravel Road gelotst. Die ca. 200km Strecke wurden mit einer Fahrzeit von rund sieben Stunden angegeben. Bis dahin hat uns das nicht weiter gestört, da wir davon ausgingen, wir können auf der uns nun bekannten „Forest Service Road“ bleiben, die bis dahin relativ gut beschaffen war. Etwa eine Stunde vor der Dämmerung kamen wir an ein Schild, das nach kurzem Überfliegen eine Weiterfahrt für unautorisierte Fahrzeuge, wie wir eines sind, verbietet.
Hier geht also, die vom Navi von Anfang an geplante Umfahrung los. Ohne weitere Beratschlagung ging es also auf die schlechte, eingeschneite Holzfällerstraße und wir folgten Ihr den Hügeln hinauf. Über eine kleine Holzbrücke und vorbei an zwei Campinganhängern ging es steil bergauf. Auf der Anhöhe angekommen verzweigte sich die Straße in einen ausgewiesenen ATV- und Snowmobil Trail und laut Karte in eine Sackgasse. Maps.Me hatte uns also von vornherein auf den Trail gelotst und diesen als unsere Route auserkoren. Dieser geht nach ca. 5km wieder zurück auf die ursprüngliche Gravel Road von der wir abgebogen sind. Nach einem kurzen Fußmarsch in den Schnee haben wir die Schneetiefe für akzeptabel begutachtet und uns ohne weitere Vorkehrungsmaßnahmen, wie z.B. Reifendruck ablassen, auf den Snowmobil Trail begeben. Kara durfte natürlich nebenher laufen, wie Sie es mittlerweile gewohnt ist, sobald unsere Reisegeschwindigkeit unter 15km/h fällt.
Nach nur geschätzten 20m und der Überquerung eines kleinen Grabens musste ich feststellen das unsere Traktion bergauf immer schlechter wird und der Schlupf zunimmt. Sprich die Fortbewegungsgeschwindigkeit steigt nicht mehr linear zur Umdrehungsgeschwindigkeit der Reifen. Eher im Gegenteil: Umso schneller die Reifen drehen, umso langsamer fühlt sich die Fahrgeschwindigkeit an. Das ganze schon an einer leichten Steigung innerhalb der ersten 100m auf einem Weg, der über 50 Mal so lang sein soll......
Keine guten Voraussetzungen.
Generell halte ich nicht gerne an einer Steigung. Vor allem nicht unter diesen Bedingungen. Also nichts wie hoch bis es entweder nicht mehr geht oder eine eben Fläche zum Wenden erreicht ist. Ich habe es geschafft über den Hügel zu kommen und wir befanden uns wieder leicht abschüssig an einem Hang - FESTGEFAHREN

Bis zu diesem Zeitpunkt gab es keine Möglichkeit zum Wenden oder Anhalten. Auch die zugeschaltete Vorderachssperre brachte keine Verbesserung der Situation. Die Seilwinde war schnell ab gespult und ein Schlupf um einen geeigneten Baum wurde als Bergeanker genutzt. Damit war es ein Kinderspiel unseren Dampfer wieder auf Kurs zu bringen. Die Schneetiefe und der Umstand über die bevorstehende Streckeließ uns ohne große Diskussionen eine Entscheidung zu treffen - Umkehren. Leider war ein Wenden an Ort und Stelle unmöglich bzw. hätte uns im besten Fall noch mehrere Windenaktionen abgefordert. Also versuchte ich mit bedachtem Gaspedaleinsatz rückwärts den kleinen Buckel hoch zu kommen um dann wieder weiter bergab fahren zu können.
Erster versuch gescheitert.
Zweiter Versuch gescheitert........
Je öfter ich es versuchte, desto schwerer wurde es den Wagen auf den Spuren zu halten. Sobald ich in den losen Schnee abgerutscht bin, war es ohnehin unmöglich.Beim etwa 8. Mal hat es dann geklappt und ich bin in einem Zug den ganzen Weg wieder Rückwärts bis zum Waldweg zurück gefahren. Nun also wieder an der Kreuzung mit der „Service Road“ angekommen, haben wir das Warnschild etwas genauer, bzw. komplett gelesen und Siehe da:

Es ist erst ab Dezember bis April gesperrt........

Was ein Schei......


Wir also wieder weiter auf geplanter Route und mit zunehmender Dunkelheit, nur noch nach einem geeigneten Nachtplatz Ausschau gehalten. Der schnell erreichte Provincial Park war noch geöffnet, die Stellplätze aber nicht vom Schnee befreit. Auf der Weiterfahrt haben wir aber relativ schnell einen geeigneten Platz gefunden, direkt an einem Fluss mit schöner Aussicht. Den oder die Besitzer eines geparkter Pick up und einem Zelt konnten wir bei unserer Ankunft nicht finden.

Nachdem wir unser Zelt aufgestellt hatten und wir ein Bier bzw. Glühwein genossen, erspähten wir eine Person die in voller Camouflage-Montur inklusive Rucksack und Gesichtsmaske einen Weg über den Fluss suchte. Bewaffnet mit einem Bogen schaute die Person des öfteren in unsere Richtung und ich versuchte durch Winken unsere freundliche Absichten klar zu machen. Man weiß ja nie.... Aber meine Gesten wurden nicht erwidert und die Person watete über den Fluss, hoch über die Böschung zum Zeltplatz. Er, mittlerweile als Mann identifiziert, zog sich um und verstaute seine Ausrüstung in Zelt und Pick up. Auch Blickkontakte in der Dämmerung verhalfen uns nicht das Eis zu brechen...

Wir gingen ins Bett und ich konnte eine sehr lange Zeit nicht einschlafen, musste stattdessen öfters mal aus dem Dachzelt spähen und die nachbarschaftlichen Ereignisse verfolgen.
Am nächsten Morgen – ein herrlicher wolkenloser Tag – die Sonne sandte Ihre Strahlen gerade über die Bergekuppen – entdeckte Tina das Nachtlager eines ungebetenen Untermieter in unserem Auto. Eine Maus hatte sich vor allem an Küchenrolle und Toilettenpapier verausgabt und alle möglichen Stellen mit kleinen schwarzen Dingen belegt... Wir beseitigten alle sichtbaren Hinterlassenschaften, kochten uns eine Tasse Kaffee und bereiteten belegte Brote für die Weiterreise.
Da bellte Kara los und ließ sich nicht mehr beruhigen. Der Grund war unser Nachbar. Ein Mann mit mehr oder weniger Outdoorunterwäsche und einer Regenjacke bekleidet kam uns entgegen. Freundlich entschuldigte er sich über sein abendliches Verhalten und begründete es damit, dass er sehr erschöpft aus den Bergen vom Jagen zurück gekommen war. Wir hatten uns den ganzen Vormittag über alles Mögliche unterhalten und viel über das Jagen und die Gegend erfahren. Als er von unserem Mausproblem erfuhr, schenkte er uns drei seiner Mausefallen und versicherte uns das die Maus wohl schon wieder über alle Berge sei. Wir tauschten Adressen aus und verabschiedeten uns.
Eineinhalb Stunden später erreichten wir die Kleinstadt Coleman und bogen Richtung Westen auf den Crowsnest Highway 3.

Nicht weit von Coleman ist die Stadt Sparewood in der wir den größten LKW der Welt, zumindest so wurde er beworben, bewunderten.
Die Ausmaße sind auf jeden Fall beeindruckend und einen Stopp wert. Um an diesem LKW zu schrauben, braucht man nicht einmal eine Grube, eine Hebebühne würde das Leergewicht von Rund 231t ohnehin nicht heben können, stattdessen kann man einfach unter Ihm hindurch laufen – Aufrecht!!!
Den nächsten Trip den ich geplant hatte, führte uns in die Berge nahe der US Grenze auf eine Holzfällerstraße vorbei an einigen kleinen Grundstücken mit haufenweise Schrott, hinein in die bewaldeten Hügel und Berge. Ein Jäger versicherte uns einige Campingplätze entlang der Straße. Abermals setzte die Dämmerung ein und wir waren noch immer unterwegs. Leider erwiesen sich die Seen auf der Karte als ausgetrocknet, so bogen wir in einen eingewachsenen Weg ein und folgten Ihm ein kurzes Stück. Dort machten wir unser Nachtlager bereit und wärmten unser Dachzelt vor. Ich musste nicht lange suchen bis ich genügend brauchbares Feuerholz zusammen hatte um es gemütlicher zu machen. Gerade als das Feuer etwas an Fahrt aufnahm, hörten wir ein Fahrzeug das sich zu nähern schien.
Es kam denselben Weg und als der Fahrer uns erblickte versuchte er wieder umzudrehen. Es war eine einheimische Familie. Der Grund für den Besuch blieb mir verborgen, aber es gab keine weiteren Besuche in dieser Nacht.
Tina präparierte unser Fahrzeuginnere noch mit Eukalyptus-Pfefferminz-Zedernöl beträufelten Wattebällen und stellte eine Mausefalle auf.
Am nächsten Morgen hatten sich die Wolken etwas verzogen und wir konnten einen schönen Ausblick aus dem Dachzelt genießen.
Von unserem Mitfahrer waren keine Spuren mehr zu sehen und wir wogen uns in Sicherheit, dass Sie irgendwo wieder ausgestiegen sei.
Zu dieser falschen Annahme später mehr.
Einen geplanten Trail nahe Penticton ließen wir aus um direkt zum Whipsaw Trail Head zu fahren. Rund 400km später starteten wir ebenfalls auf einer Holzfällerstraße in Richtung Berge. Nach etwa 20km erreichten wir eine Lichtung mit einer alten Scheune und anderen teilweise eingefallen Bauwerken früherer Zeit. Wir beschlossen die Nacht hinter einigen Bäumen versteckt zu campen und die Entscheidung, den Whipsaw Trail zu fahren, auf den nächsten Morgen zu verschieben und vom Wetter abhängig zu machen.
Tina wünschte sich für den nächsten Tag entweder Schnee oder Sonnenschein und etwas wärmere Temperaturen, da der bisherige Weg teilweise sehr matschig war und es durchaus helfen würde einen trockenen Trail zu befahren.
Nicht unbedingt zur größten Überraschung und als Resultat der niedrigen Temperatur in der Nacht fanden wir am nächsten Morgen etwa 15cm Neuschnee und abermals ein wunderbares Nest vor. Wieder aus Papier gebaut, direkt auf kuscheligen Handtüchern und nahe des Schlauches für die Standheizung platziert. Sicherlich ein wohliges Plätzchen in kalten Winternächten. Wieder einmal ging es an die Reinigung der Hinterlassenschaften.
Trotz Neuschnees befuhren wir den Trail, mit der Idee diesen nach etwa der Hälfte zu verlassen und einen anderen zurück zum Highway zu nehmen. Somit würden wir uns einige Kilometer sparen und die gleiche Strecke nicht mehr zurück fahren müssen. Aus den Erfahrungen der letzten Tage ließen wir diesmal den Luftdruck der Reifen gleich zu Anfang an ab um unsere Traktion zu verbessern.
Wir wurden mit leichtem Schneefall und einer wunderschön winterlichen Landschaft belohnt. Der Trail war relativ gut zu befahren, dennoch waren unsere Differentialsperren an manchen Stellen eine große Hilfe.
Als wir dann an der Kreuzung angekommen sind mussten wir leider Feststellen das es sich bei dem geplanten Zubringer zurück zum Highway um einen reinen Wanderweg handelt, und dieser auch für motorisierte Gefährte verboten ist. Tja.... definitiv schlechte Planung, das gebe ich zu.

Etwas enttäuscht drehten wir um und starteten auf den Rückweg entlang unserer Spuren. Um unsere Gemüter etwas positiver zu stimmen gab es auf halber Strecke eine Lagerfeuerpause und Bratwürste für das leibliche Wohl. Zusätzlich konnte ich noch einmal ein Bauwerk besichtigen, das mir schon auf dem Hinweg auffiel, nur meine Beifahrerin fand es alles andere als ansprechend, ich wurde angehalten weiter zu fahren. Auf einer alten Hütte, mit Wellblech bedeckt stand „Sandy Beach“ und ein Pfeil zeigte in eine Richtung. Was es damit auf sich hat, konnte ich nicht herausfinden, wohl im Sommer eine eher sandige Gegend, dachte ich. An einer Wand hatten sich alle möglichen Besucher in Form von Aufklebern verewigt. Innen war Sie mit einem Bettgestell und einem Holzofen ausgestattet. Sicherlich eine Art Schutzhütte.

Zurück an unserem Lagerplatz befreiten wir Fahrräder und Dachzelt von Ästen, gingen einem Geräusch auf die schliche und befüllten unsere Reifen wieder mit dem nötigen Druck. Es stellte sich heraus, das sich einer der Fahrradträger etwas gelockert hatte und unsere Dachreling ebenfalls. Es war erst 14Uhr als wir wieder reisebereit waren und einigten uns darauf noch am selben Tag nach Abbotsford zu fahren.
Unser Arbeitgeber erzählte uns, er habe dort ein „Condo“ (Eigentumswohnung), die wir gerne jederzeit benutzen könnten. Dies kam uns natürlich sehr gelegen, da wir unseren Untermieter, die Maus, immer noch mit auf Reisen hatten und diese endlich loswerden mussten.

Wir hatten am frühen Nachmittag auch die Gelegenheit unsere Bankkonten auf die Reise in die USA vorzubereiten und noch einige Einkäufe zu tätigen. Dem Sohn unseres Arbeitgebers gaben wir schon früher Bescheid, damit er uns trifft und den Schlüssel für die Wohnung übergibt. Leider meldete er sich lange nicht zurück und hatte dann auch eine Überraschung parat: die Wohnung ist in den USA – was für uns hieße, wir würden noch am selben Abend über die Grenze müssen.Gesagt, getan: Tinas Puls nahm schlagartig Fahrt auf... Ich hatte zur Beruhigung noch eine Pizza bestellt. Ich habe mich entschlossen die Kühlbox noch etwas umzusortieren, da wir etwa 7kg gefrorenes Hundefutter dabei hatten. Das Hundefutter wanderte nach unten und die Bierdosen nach oben. Präpariert und mit allen nötigen und unnötigen Dokumenten in griff nähe fuhren wir durch den Feierabendverkehr Richtung US Grenze...

Wie es weiter geht, gibt’s im nächsten Beitrag.

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