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Mit Hund in Nordamerika

  • von Tina Kallenberg
  • 21 Dez., 2019

Kanada, USA und Mexiko

Vorgeschichte

In Australien sind wir auf den Hund gekommen!

Nach unserem zwei jährigen Aufenthalt in Australien und unzähligen Hundebegegnungen war für uns klar, wir wollen einen Hund! Nicht irgendeinen Hund, sondern einen Kelpie!

Die letzten 3 Monate in Australien hatten wir nämlich 2014 einen Kelpiewelpen von unserem Boss adoptiert, der Vollzeit bei uns gewohnt hatte. Wir nannten ihn Ernie! Bei unserer Abreise entschieden wir uns Ihn jedoch in Australien zu lassen, da er ein Arbeitshund war und in Deutschland bestimmt nicht glücklich geworden wäre.

In Deutschland angekommen ließen wir uns jedoch noch fast zwei Jahre Zeit bis wir unsere Hundesuche vertieften. Wir hatten ja bereits feste Pläne 2018 nach Kanada zu gehen und Bekannte, Verwandte und Freunde rieten uns eher ab, einen Hund anzuschaffen, den man dann mit auf so eine große Reise schleppen müsste. Man muss zu geben, dass das ja verständliche Argumente sind, aber egal, wer nicht wagt der nicht gewinnt.

Die erste Anlaufstelle der Hundesuche begann natürlich bei Kelpiezüchtern. Schnell wurde uns aber klar, dass diese uns keinen Kelpie geben würden da wir ja keinen Hof und Vieherden haben und auch kein wirkliches Interesse an extremen Hundesportarten. Also suchten wir in diversen Tierheimen und wurden fündig in München. Zwar kein Kelpie, aber optisch sehr ähnlich. Wir fuhren nach München und wollten uns den Hund ansehen. Angekommen, kein Hund mehr da. Uns wurde mitgeteilt, dass der Hund eine Stunde vorher vermittelt wurde. Etwas enttäuscht liefen wir somit durch das Tierheim und hielten nach anderen Hunden Ausschau. Die zwei Hunde die für uns interessant schienen, so wurden wir informiert, würden beißen und wären somit unvermittelbar. Wir fuhren frustriert und unglücklich wieder nach Hause. Nach weiteren erfolglosen Versuchen, den richtigen Hund zu finden, gaben wir irgendwann auf. Ich bin immer der Meinung wenn man etwas ausgiebig versucht hat und es trotzdem nicht funktioniert, sollte man es sein lassen, da es wohl einen bestimmten Grund gibt warum etwas nicht sein soll.

Wir sprachen nicht mehr über das Thema Hund.

Eines Abends kam Johannes strahlend mit dem Handy in der Hand und zeigte mir ein Foto von einem bulgarischen Kelpie auf Ebay-Kleinanzeigen. Ich rief sofort: Ruf da an, dass ist unser Hund.

Gesagt getan und einen Monat später hatten wir unsere Kara! Somit hatten unsere vergeblichen Versuche, dann doch wieder ihr Gutes.

Die Vorbereitungen einen Hund mit nach Kanada zu nehmen waren sehr übersichtlich. Eine gültige Tollwutimpfung, einen Chip und ein Gesundheitszeugnis vom Veterinäramt. Eine IATA geprüfte Hundereisebox und ein Flugticket für die Fellnase.Unsere Flüge nach Halifax Kanada beliefen sich auf ca. 300 Euro pro Person und Kara's Flugticket auf 240 Euro. Unsere Hundebox kaufte ich gebraucht für 65 Euro ungefähr 2 Monate vor unserem Flug.Wir stellten die Box bei uns im Schlafzimmer auf und Kara zog sofort glücklich in ihr neues Häuschen ein.

Am Tag unseres Abflugs fuhren wir von Ingolstadt ca 4 Studen nach Frankfurt. Kara bekam noch einen ausgiebigen Spaziergang, etwas zu Essen und zu Trinken und ein paar homöopathische Chill-out-Sticks zum knabbern.

Die Prozedur am Flughafen war recht schnell überstanden. Impfung und Ticket wurden gecheckt, Hundebox auf passende Größe und Sprengstoff Rückstände geprüft und fast waren wir fertig. Ein Zettel mit Informationen zum Hund mussten ausgefüllt werden, Name, Rasse und Uhrzeit der letzten Mahlzeit/ Trinken wurde eingetragen. Etwas Hundefutter wurde auf die Box geklebt und Eiswürfel in den kleinen Wassernapf gefüllt. Kara wurde abgeholt und wir blieben etwas angespannt zurück und machten uns auf den Weg zum Gate.

Nach 7,5 Stunden waren wir in Halifax. Kara wartete bereits in ihrer Box an der Gepäckausgabe als wir ankamen. Nach der Passkontrolle wurden Karas Papiere gecheckt (Chip und Tollwutimpfung). Das Gesundheitszeugnis wollte keiner sehen und gekostet hat es auch nichts. Der ganze Spaß hat ungefähr 5 Minuten gedauert. Nachdem wir die Ankunftshalle des Flughafens verlassen hatten ließen wir Kara aus ihrer Box. Es schüttete wie aus Kübeln, was uns aber zu Gute kam, da Kara einen wahnsinnigen Durst hatte. Nach 10 Minuten Akklimatisierung machten wir uns auf den Weg zur Autovermietung. Das ganze Gepäck mitsamt Hundebox wurden in das Mietauto gepresst und Kara hatte nur noch Platz auf meinem Schoss. Wieder glücklich vereint ging es zu unserer bereits gebuchten Air BnB Übernachtung.


Kanada

Das Reisen mit Hund in Kanada kann man eigentlich als unkompliziert beschreiben. Hunde sind fast überall erlaubt und es gibt sehr viele Pet-Food Stores in denen man eine große Auswahl an verschiedenen Futtermitteln hat. Wir ernähren unseren Hund meist mit rohem Fleisch oder gelegentlich koche ich auch für Kara. Für den Notfall haben wir aber immer ein paar Dosen Hundefutter auf Reserve.

Hundekotbeutel sind auch fast überall an Spendern erhältlich und bei manchen Nationalparks haben wir direkt an der Einfahrtskontrolle welche in die Hand gedrückt bekommen.

Hunde müssen in Nationalparks immer an der Leine sein, damit sich andere Besucher und vor allem die Wildtiere nicht gestört fühlen. 90 Prozent der Wanderwege in NPs sind für Hunde an der Leine erlaubt. Ausnahmen sind Klettersteige und Trails bei denen Wildlife kürzlich gesichtet wurde. Die Leinenpflicht in den Parks ist nicht alleine als Schutz der Wildtiere gedacht sondern auch als Schutz für Hund und Mensch. Es gibt Fälle, wo z.b. Kojoten Hunde weg gelockt haben um diese dann im Pack zu erlegen. Auch können Elche und Bären eine große Gefahr darstellen, da diese sehr aggressiv reagieren, wenn sie Junge haben. Unangeleinte Hunde können Bären provozieren und dann aus Angst wieder zu ihren Besitzern laufen und den ärgerlichen Bären somit zu ihren Menschen führen.

Wir haben uns nie wirklich unsicher gefühlt, haben aber immer sehr auf unsere Umgebung geachtet und uns an die Regeln gehalten.Da Kara ein Kelpie ist, der sehr viel Auslauf braucht, haben wir uns Fahrräder angeschafft um den Aufenthalt in Städten für alle Beteiligten angenehmer zu gestalten.



Alaska

Die Einreise nach Alaska und wieder zurück nach Kanada auf dem Landweg hat sich als absolut problemlos dargestellt. Beide Grenzstellen haben nur gelacht als wir ihnen Kara's Pass zeigen wollten. Alaska ist gleichermaßen hundefreundlich wie Kanada.

Im August 2019 sind wir dann für 5 Wochen von Vancouver nach Deutschland geflogen um Familie und Freunden einen Besuch abzustatten und um auf eine Hochzeit nach Kroatien zu fahren. Die Fliegerei war ebenso unproblematisch bis auf das der Flug nun 10,5 Stunden lang war. Längere Flüge würde ich meinem Hund aber keines Falls zu muten wollen.

Das einzig nervige ist nur, dass Direktflüge immer um einiges kostenintensiver sind als Flüge mit Zwischenstopp. Außerdem hatten wir ein Problem bei der Flugbuchung da wir einen Flug mit Lufthansa buchten der von Air Kanada angeboten wurde. Aus irgendwelchen komischen Systemgründen konnte uns keiner einen Hundetransport dazu buchen, weder Lufthansa noch Air Kanada und wir mussten den Flug wieder stornieren und einen neuen direkt über Lufthansa buchen. Dies war dann natürlich nochmal etwas teurer als geplant. Auch hier wurde, im Gegensatz zu Condor mit denen wir unseren ersten Flug nach Halifax gebucht hatten, der Hund nicht gleich bei der Personen Reservierung dazu gebucht sonder musste extra danach angefragt werde. Etwas seltsam das Ganze, aber am Ende hat ja dann doch alles gut geklappt.

Bei der Rückkehr nach Vancouver war die Einreiseprozedur etwas länger, hauptsächlich aber weil ich vergessen hatte den Hund zu deklarieren und solche Dummheit wird nicht gern gesehen. Auch kostete die Hundeeinreise diesmal ca 65 CAD$ am Flughafen. Scheint wohl eine etwas willkürliche Sache zu sein.

Nach weiteren 2 Monaten in Kanada machten wir uns endlich auf den Weg in die Lower 48. Die Grenzüberquerung mit Hund war abermals problemfrei.Impfpass wurde kontrolliert und das war's. Wieder war nur die Tollwutimpfung wichtig.

Das Reisen mit Hund gestaltet sich in den USA etwas schwieriger, jedoch nur bezogen auf  die Nationalparks. State Forest, Recreational Sites, BLM Land und wie sie alle heißen, waren kein Problem auch waren die Städte äußerst hundefreundlich.In NPs sind Hunde nur angeleint und vor allem nur auf Asphaltstraßen, Park- und Campingplätzen erlaubt. Hiking trails sind ausschließlich für Parkbesucher gedacht. Wieder einmal kam uns das doch sehr kühle Wetter zu Gute, da wir Kara dann gelegentlich auch mal im Auto lassen konnten ohne Angst haben zu müssen, dass uns jemand die Autoscheibe einschlägt um unseren Hund vor einem Hitzschlag zu beschützen. Wer also ausgiebig Zeit in NPs mit wandern verbringen möchte sollte wohl nicht unbedingt mit Hund reisen oder diesen eventuell für die Zeit in Parks anderweitig unterbringen. Ist zwar schade, aber natürlich auch teilweise verständlich.



Mexiko

Der Grenzübergang in Tecate auf die Baja California in Mexico war auch sehr entspannt. Der Hund braucht eine gültige Tollwut und Staupe Impfung, was für uns kein Problem war. Da unser Hund bereits in Deutschland für beides geimpft wurde. Niemand wollte jedoch den Impfpass oder auch nur den Hund sehen.

In Mexico gibt es viele freilaufende Hunde, dass heißt jedoch nicht, dass diese Hunde niemandem gehören oder nicht geliebt werden. Es ist hier nämlich absolut üblich die Hunde den ganzen Tag/Nacht frei auf den Straßen herum laufen zu lassen, mit und ohne Halsband. In Dörfern und Städten fahren die Leute somit diesbezüglich sehr aufmerksam. Geachtet werden sollte aber auf Kontakt mit anderen Hunden, da diese meist Parasiten mit sich führen und diese dann auf den eigenen Hund übertragen können. Hier schaffen die üblichen Mittel wie Entwurmungstablette, Spoton oder aber auch Chlordioxid Abhilfe.



Fazit

Alles in Allem kann man sagen: die Reise mit Hund war sehr einfach und es liegt schlussendlich an den eigenen Vorlieben. Man sollte sich aber bewusst sein, dass ein Hund die Reisefreiheit einschränken kann, gerade in den Hauptreisemonaten im Sommer, da sich an den Hotspots sehr viele andere Touristen aufhalten und der Vierbeiner nicht im Fahrzeug gelassen werden kann bzw. sollte, aber auf die Wandertouren teilweise auch nicht mit darf.

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Verabschiedung, wieder einmal, von lieb gewonnenen Menschen die wir vor zwei Tagen noch gar nicht kannten... Das ist eines der Dinge, die es beim Reisen auszuhalten gilt. Neue Freundschaften schließen, sich zusammen gesellen und wieder getrennte Wege gehen. Meist mit der Gewissheit sich für Jahre oder gar ein Leben lang nicht mehr wieder zu sehen... Ich zumindest scheine mich daran nicht zu gewöhnen und versuche diese Momente zu meiden.

Wir fahren also drei Stunden Richtung Norden. Das war so gar nicht unser Plan. Aber dort lebt nun mal Sohn und Schwiegertochter des gerade verabschiedeten Paares auf einer größeren Cattle Ranch. Und die wollen wir natürlich auch noch sehen vor allem sah sich Tina schon gedanklich auf einem Pferd in die Steppe reiten. Schnell noch einmal umdrehen und die Büffelherde fotografiert. Dann endlich erreichen wir die Kreuzung, die uns empfohlen wurde um einen Stopp einzulegen. Denn in der Nähe soll es einen Amish – Supermarkt geben. Dort füllten wir unsere Essensvorräte auf und gönnten uns ein Sourdough – Sandwich. Beide hatten wir eigentlich etwas anderes erwartet, stattdessen bissen unsere Kauleisten in eher weiches, goldgelb gefärbtes Kastenweißbrot... „Sauerteig“ war das definitiv nicht. Neben Käse- und Wurstprodukten gab es auch exotisches, wie dehydrierte Gemüsechips aus Okraschoten. Da musste natürlich eine Packung den Besitzer wechseln und ich gebe zu: sehr lecker! Tina kann das nicht bestätigen, aber die hatte ich ja auch für mich gekauft.

Am frühen Nachmittag erreichten wir die Ranch und wurden per SMS über die Sichtung unseres Autos informiert. Der Hausherr meinte wir sollen uns wie zu Hause fühlen, er wäre gleich zurück vom Feld. Wenig später fuhr dieser mit Pickup und passend großem Viehanhänger ein. Begrüßte uns recht herzlich und entlud zwei Kühe und ein Pferd aus dem Hänger. Ohne Zeit zu verschwenden ging es für Tina gleich auf das eben entladene Pferd, ein zweites wurde gesattelt und ich war froh für dieses Mal ein Side – by – Side (auch ATV, ähnlich einem Quad, meißt aber mit Fahrerkabine und mehreren Sitzplätzen) nutzen zu dürfen. Wir drei drehten eine Runde über die nahe gelegenen Weiden und begutachteten die grasende Rinderherde.

Wir wurden zu Kaffee und kleinen Snacks ins Haus gebeten und auch sofort mit Bier bedient. Kurz darauf kam auch die Frau des Hauses zurück vom Zahnarzttermin und schloss sich der Trinkrunde mit einem Glas Vodka - Tonic an. Etwas erstaunt öffnete ich meine zweite Dose Bier. Ein Auto war zu hören, die Tür öffnete sich und herein kam der erste Cowboy. Ein Mann im Rentenalter, Schnauzer und Hut gesellte sich nun auch zu unserer Runde. Er ließ sich auf einem der alten Holzstühle, die um den Küchentisch standen, nieder. Ohne zu zögern griff er zur Whisky – Flasche und schenkte sich gekonnt ein paar gute Tropfen ein. Um den Vorgang nicht allzu oft wiederholen zu müssen wurde das Glas fasst halbvoll gefüllt. Scherze und Floskeln über gestern und heute wechselten durch den Raum und einige lustige Geschichten wurden uns erzählt. Ich öffnete mein drittes Bier. Tina stieg nun auch auf Whisky um. Da öffnete sich erneut die Tür und ein weiterer Cowboy schritt herein. Er begrüßte alle und lieferte sich sogleich ein kleines verbales Hin und Her mit dem alten Herrn. Man kennt sich scheinbar, und das auch nicht erst seit Gestern. Der zweite Cowboy: Groß und schlank, jedoch mit einem kleinen „Wohlstandsranzen“, setzte er sich gekonnt auf einen der Barhocker. Lässig baumelte ein Bein, während das andere abgestützt wurde. Mit Drei-Tage-Bart, großflächiger Pilotenbrille nach Vorlage aus den 1960´er Jahren und einem weißen Hut zog er beim Reden einen seiner Mundwinkel sehr weit nach hinten und kaute auf einem Zahnstocher herum. Eine Erscheinung.

Es wurde ebenfalls ein Whiskyglas befüllt und dem Neuankömmling gereicht. Die Beilagen für das Abendessen wurden während dessen bereitet und waren bald fertig zum verspeisen. Der Hausherr verließ ab und zu das Geschehen um sich mit dem vorgeheizten Grill auf der Veranda zu beschäftigen. Es wurde lange diskutiert, wer von den Gästen (von uns abgesehen) zum Abendessen bleiben würde und wer nicht... Es wurde weiter gescherzt und gelacht bis kurz vor dem Servieren der Speisen der ältere der beiden Cowboys sich von seinem Stuhl erhob und das Geschehen verließ. Ich darf vorwegnehmen: Er schaute auch am nächsten Tag wieder in der Küche vorbei. Es wurden mittlerweile die Steaks aufgeteilt und gegessen. Die Köchin selbst hat auf das Abendmahl verzichtet und so scherzte man am Tisch über die Zutaten die sie dem Essen beigemischt haben könnte. Während dessen ließ man es nicht zu, dass eine Kehle auf dem trockenen sitzt und man wurde stets mit gekühltem Bier und Eiswürfel für die Whiskytrinker versorgt. Auch wenn ich gerade eine neue Dose geöffnet hatte und gerade mal ein paar Schluck genommen habe, stand schon die nächste bereit. Zusätzlich wurde auch noch getestet ob die Nachschubdose noch kalt genug sei und gegebenenfalls mit einer Frischen ausgetauscht. So wurde weiter gescherzt und gelacht. Es ging wieder ein Mal um Gott und die Welt, wie man so schön sagt. Die Flaschen leerten sich, es wurden neue auf den Tisch gestellt. Keiner musste verdursten. Die Gemüter wurden mit sinkendem Flascheninhalt zunehmend fröhlicher.

Tina hatte sich zeitweise zu den drei Hunden auf den Boden in Küche und angrenzendem Wohnzimmer gesellt. Die Hunde hatten sich sichtlich über Gesellschaft gefreut. Als Sie sich wieder auf Augenhöhe mit der Runde begab, traute ich meinen Augen nicht als ich das künstliche Fell, gespickt von Krümeln und sonstigem Dreck von Oben bis unten an Ihr sah. Scheinbar hatte die schwarzen Fasern ihrer Kleidung und der Bodenbelag geradezu auf eine Verbindung miteinander gewartet. Es gab keine Möglichkeit, diesen Zustand wieder rückgängig zu machen, ohnehin hatte es außer mir weder jemand entdeckt noch hatte es jemanden gestört. Die Wahrnehmung wurde zunehmend verklärter als sich die Schnapsflaschen weiter leerten. Eiswürfel wurden mittlerweile aus den Reserven in der Gefriertruhe entnommen, da die Eiswürfelmaschine den enormen Bedarf nicht mehr decken konnte.

Fuck, Fuck, Fuck... Ein Wort, das man sicherlich in der Öffentlichkeit nicht zu oft hört. Hier in der Küche dafür umso öfter. Es hätte auch Pulp Fiction in Dauerschleife sein können, das hätte die Fuck – Frequenz bestenfalls noch gesenkt. Ich wurde nämlich von Tina des öfteren ermahnt, wenn ich das Wort denn verwendete. So meinte Sie, die Amerikaner fänden es nicht sehr angebracht. Wir wurden eines besseren belehrt und es wurde nach Lust und Laune mit allen möglichn Ausdrücken um sich geworfen. Ab 23.00 Uhr wurden Wetten entgegengenommen, wie präzise der Wetterbericht denn sei. Es wurde ab Mitternacht Schnee und ein Temperatursturz vorausgesagt. Von +12 Grad sollte es in die Minusgrade gehen. Wir wurden nicht entäuscht. Es gab keine Gewinner und keine Verlierer bei dieser Wette, lediglich die eingetretene Prophezeiung mit einem weiteren Glas Whisky begossen.

Zunehmend setzten Sprachfehler ein, gerade bei den weiblichen Teilnehmerinnen. Ich versuchte meine Dose Bier möglichst lange warm zu halten, bis ich eine neue aufmachen musste. Der Gastgeber war mittlerweile verschwunden und tauchte nicht mehr auf. Ich entschloss mich, nach dem halben Bier zu verabschieden, es war bereits 00:30 Uhr und die Gespräche wurden zeitweise sehr unverständlich, da entweder die Muskulatur nicht mehr in der Lage war die Befehle vom Gehirn in verständliche Laute zu verwandeln, oder aber das Gehirn selbst schon Fehler beim Ansteuern der jeweiligen Nerven machte. Sowohl als auch musste ich leider feststellen, das die Runde von einer lustigen und spitzfindigen Unterhaltung zu einem unverständlichem Gebrabbel auf Kindergartenniveau, sowohl inhaltlich als auch akustisch, geworden ist. Noch einmal holte der letzte Cowboy zu einer Geschichte aus... Es wurden einige Umwege genommen bis die Erzählung dann endlich zum anfangs erwähnten Ende kommen würde. Pointen sehen anders aus! Danach nutzte ich die kurze Gedenkpause der Anwesenden und verabschiedete mich ins Bett. Es war 1.30 Uhr. Gute Nacht.


von Johannes Fürst 25. Oktober 2019
Wieder in der falschen Spur... Die unzähligen Schilder, Werbetafeln und Wahlplakate lenken doch manchmal zu sehr vom Straßenverkehr ab. Ich konnte nicht mehr wechseln und musste abbiegen. Nach diesem kleinen Umweg waren wir aber dann direkt in der Schlange vor den Grenzposten. Ein Auto nach dem Anderen wurde abgefertigt.

Meine Befürchtung, dass es bei uns etwas länger dauern würde, wurde natürlich erfüllt.

Wie schon an den Grenzübertritten nach und von Alaska wurden unser Auto und wir von ca. 20 Kameras und Sensoren während dem Durchfahren gefilmt und gefilzt. Der Grenzbeamte war aber sehr nett und beantwortete all unsere Fragen. Um das I94 Dokument in den Reisepass zu bekommen, muss man sich im Bürogebäude melden und auch einen kleinen Betrag bezahlen. Nach einer kurzen Wartezeit hatte sich ein Beamter aus der amüsierten Diskussionsrunde mit seinen Kollegen gelöst und bat uns an den Schalter. Unsere Fingerabdrücke wurden genommen und wir durften beide einmal in die Kamera lächeln. Auf die Frage wie viel Geld wir hätten, antwortete ich mit der Antwort: 700$ Cash. Die Gesichtszüge des Beamten veränderten sich von freundlich zu entsetzt. Tina klärte mich auf, dass sich die Frage nicht nur auf unser Bargeld beziehe, sondern vielmehr auch auf unser Bankguthaben. Als wir die durchaus akzeptable Summe auf unserem kanadischen Konto erwähnten, brachte erst der Hinweis auf noch mehr Geldreserven in Deutschland Erleichterung beim Beamten.In der Zwischenzeit durchleuchtete ein zweiter Grenzkontrolleur unseren Fahrzeuginnenraum. Tomaten und Zitronen wurden aussortiert. Das Feuerholz durften wir Dank der Verpackung behalten und die Kühlbox wurde mit dem sichtbaren Biervorrat auch durchgewunken. Das I94 Visum wurde in die Pässe geheftet und wir konnten in die USA einreisen.Durch die nächtliche Stadt Sumas ging es mit ein paar Umwegen dann doch noch zu unserer Unterkunft. Einmal mehr haben wir unser Auto mit Mausefalle und Duftstoffen versehen um eine erholsame Nacht in einem normalen Bett zu verbringen.

Für den Samstag haben wir uns vorgenommen amerikanische Handyverträge abzuschließen und sind deshalb nach Belingham gefahren. Bei den drei größten Anbieter AT&T, Verizon und T-mobile wollten wir vorstellig werden. Verizon hatte leider keine Prepaid Angebote die auch Mexiko und Kanada einschließen, somit wurden wir von einem Sonderangebot von T-mobile überzeugt und haben nun jeweils einen Prepaid Vertrag der in ganz Nordamerika nutzbar ist. Leider hatte für unser Tablet die SIM – Karten von T-mobile nicht funktioniert, so haben wir kurzum einen Datentarif von AT&T genommen und sind somit hoffentlich gut gewappnet für die Weiterreise und stets mit der Außenwelt verbunden. An die amerikanischen Umgangsformen muss man sich auch erst einmal gewöhnen. Zum einen wird dein Vorname ständig wiederholt und gefühlt besteht jeder Satz aus 50% eigenem Vornamen, zum anderen ist alles was man sagt, wunderbar aufregend und „soooooo exciting“. Wenn ich unsere Situation erklärt hatte und erwähnte aus Deutschland zu kommen, beteuerte jeder Berater wie gerne er doch nach Deutschland reisen möchte, es aber leider noch nicht geklappt hat. Auch eine ausführliche Begrüßung und die Frage nach der Befindlichkeit wird allem voran gestellt. Manchmal nervt´s! 

Auf der Rückfahrt zu unserer Unterkunft ging es mir zunehmend schlechter und wir beschlossen unsere Weiterreise auf den Montag zu vertagen um einen entspannten Sonntag zu verbringen und meinem Magen etwas Entspannung zu gönnen. Joel, dem Sohn unseres Arbeitgebers in British Columbia, konnten wir die Einladung zum sonntäglichen Footballvergnügen vor dem Fernseher mit Nachos und Bier nicht ausschlagen. So wurde der Nachmittag ziemlich lange, bis wir wieder zurück in unserem Appartment waren. Das Footballspiel wurde nur noch am Rande beobachtet und vielmehr in Gespräche über Religion, Politik, Waffen und natürlich Trump vertieft. An dieser Stelle muss ich zugeben, umso mehr man Gespräche mit Amerikanern führt, umso mehr versteht man, warum dieses Land solch einen Präsidenten gewählt hat. Es gibt allerlei Gründe dafür, die durchaus verständlich sind.

Wir legten uns am frühen Abend ins Bett und nutzten Ihn, wie soll es anders sein, für den aktuellen Tatort.

Nach einer erholsamen Nacht, packten wir die letzten Sachen in unser Auto, zurrten die Fahrräder wieder auf das Dachzelt und machten uns auf den Weg zum Büro von Joel, welches nur ein paar Hundert Meter entfernt lag, um herauszufinden das er in der Hauptniederlassung der Firma war. Diese ist etwa 20 Meilen weiter. Beim Wenden ist mir aufgefallen, das es auf dem Firmengelände eine LKW-Waage gibt und wir konnten unser Auto in vollem Rüstzeug wiegen. Bis dahin, ahnten wir nur, wie schwer wir vollbeladen und betankt sind. Jetzt hatte das ganze Hand und Fuß: ohne meine Wenigkeit und befülltem Wassertank sind es 8080 Pfund – etwa 3665kg, ganz schön schwer...

Den Hausschlüssel hatten wir abgegeben, noch ein paar Ratschläge für unsere weitere Reise eingeholt und uns spontan entschieden nicht mehr nach Westen an die Küste zu fahren. Das Wetter hatte uns seit dem Grenzübertritt mit drei Tagen Regen begossen und die Aussichten für Seattle und die Westküste des Bundesstaates waren keineswegs berauschend.

So verließen wir die Stadt Linden wieder Richtung Sumas und bahnten unseren Weg durch hunderte von Beerenplantagen in Richtung Osten. Washington ist die Nummer eins unter den Produzenten für Himbeeren, Hopfen und Süßkirschen in den USA. Wir sind an Blaubeer-, Himbeer-, Erdbeer- und Apfelplantagen vorbei gefahren. Das Wetter ließ uns aber keinen Blick auf Mt. Baker zu, nach Mt. Rainier der am stärksten mit Gletschern bedeckte Vulkan in dem Kaskadengebirge. Durch einen märchenhaften Wald mit moosbehangenen Bäumen und verschiedensten Farnen schlängelte sich die Straße immer weiter hinein in das Gebirge. Vorbei am Diablo Dam, einem Staudamm mit angeschlossenem Kraftwerk, erreichten wir den Rainy Pass auf 1479m. Den Namen gab er bei unserer Überquerung alle Ehre: Es regnete, bzw. schneite ab 1200m ununterbrochen. Dies ist wohl den Namensgebern auch im Gedächtnis geblieben... Den Pass, zum Glück auch den Regen hinter uns verließen wir allmählich das Gebirge und fuhren in ein breiteres Tal ein bis wir die kleine Stadt Winthrop erreichten. Wir wurden von einer authentischen Westernstadt mit überdachten Holzstegen entlang der bunt bemalten Fassaden von Geschäften, Restaurants, Imbissbuden und Souvenierläden überrascht. Das einzige, was dem Gefühl in ein anderes Jahrhundert abzutauchen trübte, waren die geparkten Autos und Pick up´s vor den Geschäften. Es passte einfach nicht – diese „Moderne“. Mittlerweile war es schon am frühen Nachmittag und unsere Mägen knurrten. So suchten wir das Restaurant mit dem ulkigsten Namen der Stadt und wurden fündig: Three Fingered Jack´s Saloon. Auf einer schwarz-weiß-karierten Tischdecke, Senf, Ketchup sowie Tabasco griffbereit, ließen wir uns die Burger schmecken.

Auf den Hügeln und Plateaus des auslaufenden Gebirges vermehrten sich die angelegten Felder, die Ausmaße erreichten, die wir aus Deutschland nicht gewohnt sind. So wurde es zunehmend schwieriger einen geeigneten Platz für das Nachtlager zu finden. Die App iOverlander zeigte für das Gebiet auch nicht viele Optionen. Tina fand aber einen geeigneten Parkplatz an einem See den wir über eine Schotterpiste erst bei Nacht erreichten. Die Landschaft konnten wir in der Dunkelheit nur erahnen und waren umso mehr auf den nächsten Morgen gespannt.

Dieser sollte uns nicht enttäuschen. Das Seeufer von Banks Lake war nur einige Schritte vom Auto entfernt und über der Landschaft bot sich ein wunderbarer Sonnenaufgang. Wir erklommen einen der Berge am Ufer des Stausees, steil hinauf über Geröll und genossen die Aussicht. Weiter ging unsere Fahrt über immer größer erscheinende Felder und nach Stunden durch die Großstadt Spokane. Kurz danach erreichten wir die Grenze zu Idaho. Da ich von Freunden erfuhr, dass das Land Cruiser Heritage Museum in Salt Lake City vom 27. Oktober für einige Wochen schließt, versuchten wir möglichst schnell nach Red Lodge, Montana, zu kommen um Bekannte auf deren Farm zu besuchen. Die Nachtplatzsuche gestaltete sich an diesem Nachmittag und Abend abermals schwierig und wir zahlten schlussendlich für einen Campingplatz in Missoula, Montana. Einige Tage später sollten wir feststellen, dass wir genau auf diesem Campingplatz etwas wichtiges vergessen hatten... Um genauer zu sagen ICH hatte einen wichtigen Gebrauchsgegenstand am Waschbecken liegen gelassen. Es war weder die Seife noch die Zahnbürste, sehr viel wichtiger!

Am späten Mittwoch Nachmittag erreichten wir Red Lodge an den nördlichen Grenzen des Yellowstone Nationalparks. Wir trafen unsere Herbergsleute an einer Tankstelle und folgten Ihnen auf den Bauernhof.

Mit einem, ich würde sagen klassischem Abendessen, wurden wir verwöhnt. Es gab 2cm dicke Rindersteaks, die dem Hausherren immer noch zu dünn waren, Kartoffeln, Kürbisgemüse und Spargel - Einfach aber sehr schmackhaft. Wir ließen den Abend bei mexikanischem Bier und angeregter Unterhaltung ausklingen, so konnten wir abermals einen tieferen Einblick über das Leben speziell in Red Lodge, Montana erfahren. Die Stadt hatte in der Vergangenheit eine Vielzahl von Kohlemienen die seit den 1890´er Jahren betrieben wurden. Traurige Berühmtheit erlangte die kleine Stadt als 1943 eine Explosion 74 Männern das Leben kostete.

Am nächsten Morgen bekamen wir eine kleine Tour über die Weiden und einen Eindruck wie leicht es doch ist, mit gut trainierten Border Collies Kühe zu treiben. Dieses Zusammenspiel von Mensch und Hund ist eine wunderbare Sache zu beobachten und hatte ich so noch nie selbst gesehen. Bevor wir gemeinsam in die Stadt fahren wollten, gab Tina noch eine Tour um und durch unseren Fahrzeugausbau, um mich ganz beiläufig zu fragen, wo denn eigentlich die Espressokanne abgeblieben sei.... Tja, was soll ich sagen? Das war wohl der Gebrauchsgegenstand, der auf dem Campingplatz liegen geblieben ist. Zum Mittagessen fanden wir uns in einem der zahlreichen Restaurants in der Einkaufsmeile von Red Lodge wieder und besichtigten einen Süßwarenladen der Extraklasse. Die Wände waren bestückt mit allerlei alter Metallschilder, antiker Tankstellenpumpen und Relikte aus vergangener Zeit. Zwischen all dem Krempel wurden hunderte verschiedene Süßigkeiten, Bonbon´s und Schokoladen angeboten. Eine wahres Erlebnis, auch ohne einen Kauf getätigt zu haben. Ein kleines Happyend darf ich zum Schluss noch verraten: In der örtlichen Kaffeerösterei konnten wir eine neue Espressokanne erstehen - somit war die Welt wieder in Ordnung.......


von Johannes Fürst 21. Oktober 2019
Es ist September 2019. Die Temperaturen gehen mittlerweile in die Minusgrade. Auf den Hügeln, die in der Ferne um die Farm liegen, hat es den ersten Schnee. Wir versuchen jeden Tag nach der Arbeit unsere Vorbereitungen voranzutreiben. Unser Toyota möchte noch einige Dinge getauscht bekommen und ein Service steht auch noch an, bevor es wieder auf die Straßen Nordamerikas gehen kann. Natürlich zieht sich alles etwas länger als erwartet. Auch unser letzter Arbeitstag wird immer wieder von unserem Arbeitgeber verschoben. Er möchte unbedingt noch einige Projekte erledigt haben, bevor es für uns weiter gehen kann. Leider geht die Arbeit eigentlich nie aus, es ist eher so, das vor allem die unzähligen Maschinen immer wieder neue Krankheiten entwickeln und es somit gerade für mich in der Werkstatt nie Leerlauf gibt.Die Wochen vergehen und nun ist es bereits Mitte Oktober.
Wir brechen endlich auf – ein bewölkter Samstag. Unser erster Abschnitt geht wieder zurück durch die Rocky Mountains, die man nicht oft genug durchqueren kann, eine wunderbare Berglandschaft. Wir planen Thanksgiving mit Freunden in Red Deer / Alberta zu verbringen. Danach geht es weiter zu unserem zweiten Pflichtstopp auf der Reise Richtung USA: Calgary. Dort machen wir halt um eine neue KFZ-Versicherung abzuschließen. Leider ist es uns nicht möglich unsere alte Versicherung zu verlängern, bzw. haben sich im Laufe der Zeit die Bedingungen geändert und Thum Insurance Ltd bietet keinen Versicherungsschutz mehr für Kanada an. Lediglich für die USA. Unser Plan ist aber unser Auto wieder von Halifax zu verschiffen, somit ist ein Versicherungsschutz für beide Länder unerlässlich.
Trotz kaltem und regnerischem Wetter hatten wir einen sehr schmackhaften und sechs-kilo schweren „Erntedanktruthahn“ zum Thanksgiving 2019 in Red Deer mit allerlei Beilagen. Am Montag war Feiertag, so sind wir erst am Dienstag aufgebrochen und haben in Calgary eine neue Autoversicherung abgeschlossen.
Am selben Tag noch, sind wir Richtung Süden auf eine der vielen „Forest Service Roads“ abgebogen und entlang der Berge weiter Richtung Süden gefahren. Umso höher wir kamen, umso mehr lag schon das weiße Winterkleid über der beeindruckenden Berglandschaft. Unser Navigationssystem hat uns von Anfang an des öfteren über „Umfahrungen“ der eigentlichen Gravel Road gelotst. Die ca. 200km Strecke wurden mit einer Fahrzeit von rund sieben Stunden angegeben. Bis dahin hat uns das nicht weiter gestört, da wir davon ausgingen, wir können auf der uns nun bekannten „Forest Service Road“ bleiben, die bis dahin relativ gut beschaffen war. Etwa eine Stunde vor der Dämmerung kamen wir an ein Schild, das nach kurzem Überfliegen eine Weiterfahrt für unautorisierte Fahrzeuge, wie wir eines sind, verbietet.
Hier geht also, die vom Navi von Anfang an geplante Umfahrung los. Ohne weitere Beratschlagung ging es also auf die schlechte, eingeschneite Holzfällerstraße und wir folgten Ihr den Hügeln hinauf. Über eine kleine Holzbrücke und vorbei an zwei Campinganhängern ging es steil bergauf. Auf der Anhöhe angekommen verzweigte sich die Straße in einen ausgewiesenen ATV- und Snowmobil Trail und laut Karte in eine Sackgasse. Maps.Me hatte uns also von vornherein auf den Trail gelotst und diesen als unsere Route auserkoren. Dieser geht nach ca. 5km wieder zurück auf die ursprüngliche Gravel Road von der wir abgebogen sind. Nach einem kurzen Fußmarsch in den Schnee haben wir die Schneetiefe für akzeptabel begutachtet und uns ohne weitere Vorkehrungsmaßnahmen, wie z.B. Reifendruck ablassen, auf den Snowmobil Trail begeben. Kara durfte natürlich nebenher laufen, wie Sie es mittlerweile gewohnt ist, sobald unsere Reisegeschwindigkeit unter 15km/h fällt.
Nach nur geschätzten 20m und der Überquerung eines kleinen Grabens musste ich feststellen das unsere Traktion bergauf immer schlechter wird und der Schlupf zunimmt. Sprich die Fortbewegungsgeschwindigkeit steigt nicht mehr linear zur Umdrehungsgeschwindigkeit der Reifen. Eher im Gegenteil: Umso schneller die Reifen drehen, umso langsamer fühlt sich die Fahrgeschwindigkeit an. Das ganze schon an einer leichten Steigung innerhalb der ersten 100m auf einem Weg, der über 50 Mal so lang sein soll......
Keine guten Voraussetzungen.
Generell halte ich nicht gerne an einer Steigung. Vor allem nicht unter diesen Bedingungen. Also nichts wie hoch bis es entweder nicht mehr geht oder eine eben Fläche zum Wenden erreicht ist. Ich habe es geschafft über den Hügel zu kommen und wir befanden uns wieder leicht abschüssig an einem Hang - FESTGEFAHREN

Bis zu diesem Zeitpunkt gab es keine Möglichkeit zum Wenden oder Anhalten. Auch die zugeschaltete Vorderachssperre brachte keine Verbesserung der Situation. Die Seilwinde war schnell ab gespult und ein Schlupf um einen geeigneten Baum wurde als Bergeanker genutzt. Damit war es ein Kinderspiel unseren Dampfer wieder auf Kurs zu bringen. Die Schneetiefe und der Umstand über die bevorstehende Streckeließ uns ohne große Diskussionen eine Entscheidung zu treffen - Umkehren. Leider war ein Wenden an Ort und Stelle unmöglich bzw. hätte uns im besten Fall noch mehrere Windenaktionen abgefordert. Also versuchte ich mit bedachtem Gaspedaleinsatz rückwärts den kleinen Buckel hoch zu kommen um dann wieder weiter bergab fahren zu können.
Erster versuch gescheitert.
Zweiter Versuch gescheitert........
Je öfter ich es versuchte, desto schwerer wurde es den Wagen auf den Spuren zu halten. Sobald ich in den losen Schnee abgerutscht bin, war es ohnehin unmöglich.Beim etwa 8. Mal hat es dann geklappt und ich bin in einem Zug den ganzen Weg wieder Rückwärts bis zum Waldweg zurück gefahren. Nun also wieder an der Kreuzung mit der „Service Road“ angekommen, haben wir das Warnschild etwas genauer, bzw. komplett gelesen und Siehe da:

Es ist erst ab Dezember bis April gesperrt........

Was ein Schei......


Wir also wieder weiter auf geplanter Route und mit zunehmender Dunkelheit, nur noch nach einem geeigneten Nachtplatz Ausschau gehalten. Der schnell erreichte Provincial Park war noch geöffnet, die Stellplätze aber nicht vom Schnee befreit. Auf der Weiterfahrt haben wir aber relativ schnell einen geeigneten Platz gefunden, direkt an einem Fluss mit schöner Aussicht. Den oder die Besitzer eines geparkter Pick up und einem Zelt konnten wir bei unserer Ankunft nicht finden.

Nachdem wir unser Zelt aufgestellt hatten und wir ein Bier bzw. Glühwein genossen, erspähten wir eine Person die in voller Camouflage-Montur inklusive Rucksack und Gesichtsmaske einen Weg über den Fluss suchte. Bewaffnet mit einem Bogen schaute die Person des öfteren in unsere Richtung und ich versuchte durch Winken unsere freundliche Absichten klar zu machen. Man weiß ja nie.... Aber meine Gesten wurden nicht erwidert und die Person watete über den Fluss, hoch über die Böschung zum Zeltplatz. Er, mittlerweile als Mann identifiziert, zog sich um und verstaute seine Ausrüstung in Zelt und Pick up. Auch Blickkontakte in der Dämmerung verhalfen uns nicht das Eis zu brechen...

Wir gingen ins Bett und ich konnte eine sehr lange Zeit nicht einschlafen, musste stattdessen öfters mal aus dem Dachzelt spähen und die nachbarschaftlichen Ereignisse verfolgen.
Am nächsten Morgen – ein herrlicher wolkenloser Tag – die Sonne sandte Ihre Strahlen gerade über die Bergekuppen – entdeckte Tina das Nachtlager eines ungebetenen Untermieter in unserem Auto. Eine Maus hatte sich vor allem an Küchenrolle und Toilettenpapier verausgabt und alle möglichen Stellen mit kleinen schwarzen Dingen belegt... Wir beseitigten alle sichtbaren Hinterlassenschaften, kochten uns eine Tasse Kaffee und bereiteten belegte Brote für die Weiterreise.
Da bellte Kara los und ließ sich nicht mehr beruhigen. Der Grund war unser Nachbar. Ein Mann mit mehr oder weniger Outdoorunterwäsche und einer Regenjacke bekleidet kam uns entgegen. Freundlich entschuldigte er sich über sein abendliches Verhalten und begründete es damit, dass er sehr erschöpft aus den Bergen vom Jagen zurück gekommen war. Wir hatten uns den ganzen Vormittag über alles Mögliche unterhalten und viel über das Jagen und die Gegend erfahren. Als er von unserem Mausproblem erfuhr, schenkte er uns drei seiner Mausefallen und versicherte uns das die Maus wohl schon wieder über alle Berge sei. Wir tauschten Adressen aus und verabschiedeten uns.
Eineinhalb Stunden später erreichten wir die Kleinstadt Coleman und bogen Richtung Westen auf den Crowsnest Highway 3.

Nicht weit von Coleman ist die Stadt Sparewood in der wir den größten LKW der Welt, zumindest so wurde er beworben, bewunderten.
Die Ausmaße sind auf jeden Fall beeindruckend und einen Stopp wert. Um an diesem LKW zu schrauben, braucht man nicht einmal eine Grube, eine Hebebühne würde das Leergewicht von Rund 231t ohnehin nicht heben können, stattdessen kann man einfach unter Ihm hindurch laufen – Aufrecht!!!
Den nächsten Trip den ich geplant hatte, führte uns in die Berge nahe der US Grenze auf eine Holzfällerstraße vorbei an einigen kleinen Grundstücken mit haufenweise Schrott, hinein in die bewaldeten Hügel und Berge. Ein Jäger versicherte uns einige Campingplätze entlang der Straße. Abermals setzte die Dämmerung ein und wir waren noch immer unterwegs. Leider erwiesen sich die Seen auf der Karte als ausgetrocknet, so bogen wir in einen eingewachsenen Weg ein und folgten Ihm ein kurzes Stück. Dort machten wir unser Nachtlager bereit und wärmten unser Dachzelt vor. Ich musste nicht lange suchen bis ich genügend brauchbares Feuerholz zusammen hatte um es gemütlicher zu machen. Gerade als das Feuer etwas an Fahrt aufnahm, hörten wir ein Fahrzeug das sich zu nähern schien.
Es kam denselben Weg und als der Fahrer uns erblickte versuchte er wieder umzudrehen. Es war eine einheimische Familie. Der Grund für den Besuch blieb mir verborgen, aber es gab keine weiteren Besuche in dieser Nacht.
Tina präparierte unser Fahrzeuginnere noch mit Eukalyptus-Pfefferminz-Zedernöl beträufelten Wattebällen und stellte eine Mausefalle auf.
Am nächsten Morgen hatten sich die Wolken etwas verzogen und wir konnten einen schönen Ausblick aus dem Dachzelt genießen.
Von unserem Mitfahrer waren keine Spuren mehr zu sehen und wir wogen uns in Sicherheit, dass Sie irgendwo wieder ausgestiegen sei.
Zu dieser falschen Annahme später mehr.
Einen geplanten Trail nahe Penticton ließen wir aus um direkt zum Whipsaw Trail Head zu fahren. Rund 400km später starteten wir ebenfalls auf einer Holzfällerstraße in Richtung Berge. Nach etwa 20km erreichten wir eine Lichtung mit einer alten Scheune und anderen teilweise eingefallen Bauwerken früherer Zeit. Wir beschlossen die Nacht hinter einigen Bäumen versteckt zu campen und die Entscheidung, den Whipsaw Trail zu fahren, auf den nächsten Morgen zu verschieben und vom Wetter abhängig zu machen.
Tina wünschte sich für den nächsten Tag entweder Schnee oder Sonnenschein und etwas wärmere Temperaturen, da der bisherige Weg teilweise sehr matschig war und es durchaus helfen würde einen trockenen Trail zu befahren.
Nicht unbedingt zur größten Überraschung und als Resultat der niedrigen Temperatur in der Nacht fanden wir am nächsten Morgen etwa 15cm Neuschnee und abermals ein wunderbares Nest vor. Wieder aus Papier gebaut, direkt auf kuscheligen Handtüchern und nahe des Schlauches für die Standheizung platziert. Sicherlich ein wohliges Plätzchen in kalten Winternächten. Wieder einmal ging es an die Reinigung der Hinterlassenschaften.
Trotz Neuschnees befuhren wir den Trail, mit der Idee diesen nach etwa der Hälfte zu verlassen und einen anderen zurück zum Highway zu nehmen. Somit würden wir uns einige Kilometer sparen und die gleiche Strecke nicht mehr zurück fahren müssen. Aus den Erfahrungen der letzten Tage ließen wir diesmal den Luftdruck der Reifen gleich zu Anfang an ab um unsere Traktion zu verbessern.
Wir wurden mit leichtem Schneefall und einer wunderschön winterlichen Landschaft belohnt. Der Trail war relativ gut zu befahren, dennoch waren unsere Differentialsperren an manchen Stellen eine große Hilfe.
Als wir dann an der Kreuzung angekommen sind mussten wir leider Feststellen das es sich bei dem geplanten Zubringer zurück zum Highway um einen reinen Wanderweg handelt, und dieser auch für motorisierte Gefährte verboten ist. Tja.... definitiv schlechte Planung, das gebe ich zu.

Etwas enttäuscht drehten wir um und starteten auf den Rückweg entlang unserer Spuren. Um unsere Gemüter etwas positiver zu stimmen gab es auf halber Strecke eine Lagerfeuerpause und Bratwürste für das leibliche Wohl. Zusätzlich konnte ich noch einmal ein Bauwerk besichtigen, das mir schon auf dem Hinweg auffiel, nur meine Beifahrerin fand es alles andere als ansprechend, ich wurde angehalten weiter zu fahren. Auf einer alten Hütte, mit Wellblech bedeckt stand „Sandy Beach“ und ein Pfeil zeigte in eine Richtung. Was es damit auf sich hat, konnte ich nicht herausfinden, wohl im Sommer eine eher sandige Gegend, dachte ich. An einer Wand hatten sich alle möglichen Besucher in Form von Aufklebern verewigt. Innen war Sie mit einem Bettgestell und einem Holzofen ausgestattet. Sicherlich eine Art Schutzhütte.

Zurück an unserem Lagerplatz befreiten wir Fahrräder und Dachzelt von Ästen, gingen einem Geräusch auf die schliche und befüllten unsere Reifen wieder mit dem nötigen Druck. Es stellte sich heraus, das sich einer der Fahrradträger etwas gelockert hatte und unsere Dachreling ebenfalls. Es war erst 14Uhr als wir wieder reisebereit waren und einigten uns darauf noch am selben Tag nach Abbotsford zu fahren.
Unser Arbeitgeber erzählte uns, er habe dort ein „Condo“ (Eigentumswohnung), die wir gerne jederzeit benutzen könnten. Dies kam uns natürlich sehr gelegen, da wir unseren Untermieter, die Maus, immer noch mit auf Reisen hatten und diese endlich loswerden mussten.

Wir hatten am frühen Nachmittag auch die Gelegenheit unsere Bankkonten auf die Reise in die USA vorzubereiten und noch einige Einkäufe zu tätigen. Dem Sohn unseres Arbeitgebers gaben wir schon früher Bescheid, damit er uns trifft und den Schlüssel für die Wohnung übergibt. Leider meldete er sich lange nicht zurück und hatte dann auch eine Überraschung parat: die Wohnung ist in den USA – was für uns hieße, wir würden noch am selben Abend über die Grenze müssen.Gesagt, getan: Tinas Puls nahm schlagartig Fahrt auf... Ich hatte zur Beruhigung noch eine Pizza bestellt. Ich habe mich entschlossen die Kühlbox noch etwas umzusortieren, da wir etwa 7kg gefrorenes Hundefutter dabei hatten. Das Hundefutter wanderte nach unten und die Bierdosen nach oben. Präpariert und mit allen nötigen und unnötigen Dokumenten in griff nähe fuhren wir durch den Feierabendverkehr Richtung US Grenze...

Wie es weiter geht, gibt’s im nächsten Beitrag.

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